Donnerstag, 29. Mai 2014

Papst Johannes Paul II.

1978 kreierte Sängerin Roberta Kelly mit Hilfe ihres Produzenten Michael Holm mit "John Paul The Second" den ersten Song, über Papst Johannes Paul II. Michael komponierte & produzierte den Song, Universal Music veröffentlichte ihn.
Im Jahr 2011 veröffentlicht aus Anlass der Seligsprechung Johannes Paul II. Michael einen Re-Mix des Songs. Michael Holms Freund Christian Peschken produzierte das Musik-Video. Nur schon die volle Stimmer Kellys lohnt es, sich das Musikvideo anzusehen.

Titel: John Paul The Second
Geschrieben & gesungen: Roberta Kelly
Komponiert & produziert: Michael Holm
Arrangement: Rainer Pietsch
Verleger: Universal Music
Aufnahme im Union Studio, München
Remix: Jürgen Koppers

Musikvideo:
Koordinator Burkhard 'Flieger' Weber
Kamera Fred Weidler , Tom Moeres
Produzent: Christian Peschken
Gefilt in den Mastermix Studios, Stefan Gienger
Archivaufnahmen: CTV - Vatican Television Center

(c) copyright 2011-2012 by Autobahn Musik GmbH

Donnerstag, 15. Mai 2014

Wiege des Christentums bald ohne Christen

Vor bald hundert Jahren retteten sich Hunderttausende Christen vor dem Völkermord in der Türkei nach Syrien. Heute fliehen ihre Nachfahren vor dem Krieg in Syrien in die Türkei. In Midyat hoffen Aktivisten, dass sie bleiben.
Es ist ein Augenblick unbeschwerter Glückseligkeit an diesem Ort, auf dem vergangene und gegenwärtige Verbrechen wie eisenschwere Schatten lasten. Kinder laufen einem quietschbunten Ball hinterher und versuchen ihn in den Basketballkorb zu werfen. Mit einem eleganten Wurf versenkt ein 16-Jähriger den Ball im Korb. Triumphierend wirft er einen Blick in die Runde. Andere versuchen es auch, mit mehr oder weniger Glück.

Zwischen allen Fronten

Nineve George und ihr Mann Nahir Mirza sind Flüchtlinge, seit gut einem halben Jahr sind sie in der Südtürkei. Mit ihren drei Kindern haben sie sich dem langsamen, aber steten Exodus der Christen aus Syrien angeschlossen: Armenier, Griechisch-Orthodoxe, Katholiken und Syrisch-Orthodoxe wie sie. «Wir sind friedliche Menschen, jeder weiss das», sagt Mirza. «Aber jeder versucht uns für seine Zwecke einzuspannen. Alle tragen den Krieg auf unserem Rücken aus.»

Die Christen, die in Syrien bisher zehn Prozent der Bevölkerung ausmachten, haben sich aus dem Konflikt weitgehend herausgehalten. Von den Aufständischen hat ihnen das den Vorwurf eingebracht, sie seien Anhänger des Machthabers Bashar al-Asad. Dieser spielt sich als einziger Beschützer der Minderheit auf. Jakob, ein Student, der im September aus Aleppo geflohen ist, steht hinter Asad. «Er ist ein guter Präsident, er hat sogar Reformen eingeleitet», sagt Jakob. «Die Rebellen zerstören unser Land.»

Mirza hat für derlei Schwärmerei nicht viel übrig. Zu Beginn des Aufstands hatte sich der Lehrer Aktivisten angeschlossen, die Reformen verlangten. Ein Freund von ihm sei verhaftet, ein anderer getötet worden und ein Dritter sei bis heute spurlos verschwunden, sagt der 41-Jährige. Dann kam der Krieg und mit ihm die Radikalisierung auf allen Seiten. «Wir haben keine Liebesbeziehung mit dem Regime», sagt er. «Aber wir haben Angst. Angst vor den Bärtigen, den Extremisten, Angst vor dem Zerfall Syriens.»

Kamishli, woher die Familie stammt, blieb lange vom Krieg verschont. Auch heute wird die staubige Bezirksstadt im Nordostzipfel Syriens vom Regime nicht mit Fassbomben bombardiert wie Aleppo oder ausgehungert wie die Altstadt von Homs. Der Krieg in Kamishli ist leiser, aber nicht weniger grausam. Die Stadt mit 200 000 Einwohnern sei heute dreigeteilt, sagen Mirza und andere Flüchtlinge. Teile von Kamishli und andere Gebiete an der langen syrisch-türkischen Grenze haben Kämpfer der kurdischen Partei der Demokratischen Union unter ihre Kontrolle gebracht. Ihnen gegenüber stehen die sunnitischen Extremisten von der Nusra-Front, dem syrischen Ableger der Kaida. Das Regime als dritte Macht spiele die beiden andern gegeneinander aus. Die Folge: Chaos, Rechtlosigkeit und Not.

Überfälle, Entführungen

Die Kurdenpartei rühmt sich gerne, sie sorge für Recht und Ordnung, halte die Verwaltung in Gang und schütze die Minderheiten. Die Realität sieht freilich anders aus. In Kamishli sind Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff knapp, es gibt oft keinen Strom und kein Wasser, und in den Strassen türmt sich der Abfall, wie Flüchtlinge erzählen. Mehr als ein Jahr lang haben Mirza und seine Frau ihre Kinder nicht zur Schule geschickt, aus Angst, sie könnten ins Kreuzfeuer der Bewaffneten geraten oder entführt werden. Christen werden in Syrien wegen ihres Glaubens oder einfach deshalb entführt, weil sie als reich gelten. Im Dezember entführten Nusra-Kämpfer zwölf Nonnen aus dem griechisch-orthodoxen Kloster in Malula bei Damaskus. Anfang 2013 wurden bei Aleppo zwei Bischöfe verschleppt.
Mirza und George sind nicht reich. Aber sie verfügten über ein gesichertes Einkommen. Die Frau betrieb in Kamishli einen kleinen Kosmetiksalon mit drei Angestellten. In Zeiten der Not kann das schon genügen, um Banditen anzulocken. «Schützen? Uns? Uns schützt niemand», sagt sie. Alle, ob kurdische Milizionäre oder Kaida-Extremisten, würden Christen entführen, wirft ihr Mann ein. «Es ist der reinste Mafia-Staat.»
Als vor ihrem Haus zwei Offiziere erschossen wurden, die einen Überfall auf einen Busunternehmer verhindern wollten, beschlossen Mirza und seine Frau, ihre Sachen zu packen. Ihr Ältester, der 14-jährige Ninib, war auf der Strasse und sah den brutalen Mord. Mit ernster Mine starrt der schlaksige Teenager etwas abseits vor sich hin. Nur einmal wird er in den nächsten Stunden einen kurzen Satz sagen. «Ich möchte nicht, dass meine Kinder mit dem Anblick von Leichen aufwachsen», sagt Mirza. Sieben Monate ist das her. Seitdem wohnt die Familie im Kulturzentrum der syrisch-orthodoxen Kirche von Midyat.
Mehr als 2,7 Million Syrer sind nach Angaben der Uno aus dem Land geflohen, die Türkei alleine hat 700 000 aufgenommen, vorwiegend sunnitische Muslime. Wie viele Christen geflohen sind, weiss niemand genau. Schätzungen von christlichen Hilfsorganisationen reichen von 300 000 bis 500 000. Die türkische Regierung hat den bedrängten Christen mehrfach Hilfe angeboten. Aber manche Christen fürchten, in den Flüchtlingslagern erneut zur Zielscheibe von Gewalt zu werden. Auf Drängen der einheimischen Kirche hat Ankara in der Nähe von Midyat ein Lager eigens für Christen errichtet. Jetzt leben aber nur noch zwei Familien in der Zeltstadt.

Etwa 220 Männer, Frauen und Kinder sind in Midyat untergekommen, 150 weitere in der Region. Die meisten hätten Häuser von Gemeindemitgliedern bezogen, die ins Ausland gezogen seien, sagt Ishok Ergün, der Pfarrer der Kirche von Mor Barsawmo. Die Kirche unterstützt die Flüchtlinge, so gut es geht. Dabei ist sie vor allem auf die Spenden aus der Diaspora angewiesen.
Midyat war einst ein stolzes Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche. Nur zwanzig Kilometer südlich liegt das berühmte Kloster Mor Gabriel. Über Jahrhunderte hinweg war es das spirituelle und religiöse Herz der Syrisch-Orthodoxen. Der Völkermord an den armenischen und syrisch-orthodoxen Christen im Jahr 1915 haben dem ein Ende bereitet. Aber nicht nur die ethnische und religiöse Unterdrückung, auch die bittere Armut sowie der Krieg zwischen den aufständischen Kurden und der türkischen Armee haben dazu geführt, dass viele Christen in den letzten sechzig Jahren nach Europa auswanderten. 1950 lebten noch rund 50 000 syrisch-orthodoxe Christen in der Region um Midyat, heute nur noch 2500.

Europa als Ziel

Viele Flüchtlinge aus Syrien sind Nachfahren der Überlebenden, die sich 1915 auf den Todesmärschen von den anatolischen Bergen in die mesopotamische Ebene nach Syrien retteten. In türkischen Medien ist jetzt von einem Neuanfang die Rede. Eine Nachrichtenagentur titelte unlängst: «Die syrischen Christen kehren in ihr Heimatland zurück.» Das würden sich Simon Poli und sein Freund Sabri Malke Arkoyo wünschen. Die beiden haben als Gastarbeiter in Schweden und Deutschland gelebt. Jetzt, wo sie Rentner sind, sind sie nach Midyat zurückgekehrt, um sich hier für die Erhaltung ihres Glaubens und ihrer Kultur einzusetzen. «Hier ist die Wiege der Zivilisation», sagt Poli, «wir müssen sie beschützen.» Ohne Eifer, aber voller Leidenschaft reden die beiden älteren Herren über das kulturelle und historische Erbe, das Europa den Christen in der Türkei, Syrien und dem Irak verdankt. So als wären sie junge Aktivisten.
Doch für die Flüchtlinge aus Syrien ist die Türkei nicht die neue, alte Heimat, sondern nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Europa, wo viele Verwandte haben. «Keiner will hier bleiben», sagt Pfarrer Ergün. Manche machen in Midyat und Umgebung für ein paar Tage Station, bevor sie nach Istanbul weiterziehen und von dort die Fluchtrouten über Griechenland oder Bulgarien nehmen. Aber das ist teuer, und die Fahrt auf den Schlepperbooten durch die Ägäis lebensgefährlich.

Nineve George bringt ein Tablett mit Kaffee und Keksen. «Guter syrischer Kaffee», sagt sie. Stark und schwer breitet sich der Duft im Hof aus. Für Familien wie sie kommt eine Flucht auf Booten, zu Fuss oder versteckt in Lastwagen nicht infrage – viel zu teuer und viel zu riskant. Sie hoffen auf ein Visum aus Deutschland, wo Mirza Verwandte hat. Kurz nippt der Lehrer an seinem Kaffee und rückt die dunkle Sonnenbrille zurecht. «Syrien ist unser Land. Es verdankt uns sogar seinen Namen», sagt er. «Aber sie haben uns Syrien geraubt und zerstört.»

Quelle: NZZ