Freitag, 6. Juli 2012

Religiöse Spannungen in Syrien

Das internationale katholische Hilfswerk Kirche in Not warnt vor Medienberichten aus Syrien. Diese seien mit grosser Vorsicht zu geniessen. Bilder würden verfälscht und Zeugenaussagen selektiv eingesetzt.

Pater Andrzej Halemba erklärte, manche westlichen Medienberichte würden in Syrien auf grosse Empörung stossen. Die Menschen fühlten sich von den internationalen Medien missbraucht und betrogen. Sie beklagten, dass der Westen nur seine eigenen Interessen vertrete, schreibt das Hilfswerk in einem Communiqué.

Die Lage im Land sei viel komplizierter und schwieriger zu beurteilen, als die Medien im Westen es darstellen. "Viele Medien machen sich die Berichterstattung zu leicht. Es scheint ignoriert zu werden, dass ebenfalls interne Machtansprüche, religiöse Spannungen unter den verschiedenen muslimischen Gruppierungen selbst, Stammesfehden sowie Rache- und Vergeltungsakte an der Tagesordnung sind und die Kriminalität im Lande aufgrund der instabilen Lage steigt“, so Halemba.

Bildmanipulationen
Halemba berichtete, ein Kirchenvertreter, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden könne, habe dem Hilfswerk mitgeteilt: "Wir sind Zeugen vulgärer Fälschungen, die schamlos aus einer kleinen Demonstration, an denen ungefähr fünfzig Personen teilgenommen haben, eine Grossdemonstration mit hunderten oder tausenden Teilnehmern machen. Die Bilder werden in Studios, die nur zu diesem Zweck eröffnet wurden, in Bildbearbeitungsprogrammen aus verschiedenen Stücken zusammengeflickt."

Augenzeugenberichte würden vielfach ignoriert, wenn es darum gehe, bestimmten Interessen zu dienen. Auch habe man Bilder aus dem Krieg im Irak und andere vergangene Konflikte in den Medien eingesetzt, um über die Lage in Syrien zu sprechen.

Menschliche Schutzschilder
Halemba erklärte darüber hinaus, die Lage der Menschen im Land sei weiterhin sehr besorgniserregend. Das Hilfswerk gewährt eine Nothilfe von insgesamt 156.000 Franken, die vor allem notleidenden christlichen Familien zu Gute kommen, davon 60.000 Franken für diejenigen, die in der Altstadt von Homs eingekesselt sind.

Ihnen drohe eine Hungerkatastrophe, weil die Versorgungswege abgeschnitten sind. Ein Vertreter der Kirche erklärte gegenüber Kirche in Not, man könne "durchaus davon sprechen, dass die Menschen als menschliche Schutzschilde dienen". Die Lage könne sich jedoch bald etwas verbessern, so dass Hilfeleistungen ermöglicht würden. (kipa/com/gs)

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