Samstag, 15. Januar 2011

Fanatiker bedrohen die Welt

In Pakistan sind die wenigsten Leute religiöse Fanatiker, doch offenen Widerstand wagt kaum jemand. So haben diese das Land im Griff. Kein Politiker und kein Journalist wagt es, auch nur ein Wort gegen diese zu sagen. Eine Katastrophe.

Radikale Elemente haben jedoch weit überdurchschnittliche an Einfluss gewonnen. Sie bestimmen sie die politische Agenda. Sie argumentieren nicht mit Argumenten, sondern mit Gewalt und Einschüchterung. Das aus der Kolonialzeit stammende Blasphemiegesetz sieht die Todesstrafe für die Verunglimpfung des Islams vor. Dieses Gesetz wird oft zur Verfolgung Angehöriger religiöser Minderheiten wie die Chirsten missbraucht. Viele Politiker geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass das Gesetz mehr als fragwürdig ist. Aber es wagt sich niemand, dies öffentlich zu sagen.

Aufruf zur Gewalt
Der Gouverneur von Punjab hatte das Blasphemiegesetz öffentlich verurteilt und eine Christin im Gefängnis besucht. Auch vom demonstrierenden Mob und Morddrohungen liess sich der erfolgreiche Geschäftsmann und Politiker nicht davon abbringen. Nun hat er seinen Mut mit dem Tod bezahlt. Dies ist eine deutliche Warnung der Extremisten an die anderen Politiker, die es wagen, gegen die religiösen Kräfte aufzumucken.

Die Islamisten rufen regelmässig ungestraft zu Terroranschlägen und Angriffen auf religiöse Minderheiten auf. Solche Aufrufe schockieren in Pakistan niemanden mehr. Eine offene Debatte über die Rechte religiöser Minderheiten wird nicht geführt.

Angst und Rückzug
Religiöse Fanatiker sind in Pakistan salonfähig geworden. Sie haben Einfluss auf die Sicherheitskräfte, die Parteien und die Medienhäuser des Landes gewonnen. Das tolerante und pluralistische Pakistan, das 1947 gegründet wurde, gibt es nicht mehr. Nach diesem Mord am Gouverneur müssen sich die Pakistaner ernsthaft Gedanken darüber machen, in was für einer Gesellschaft sie leben wollen.

Viele Pakistaner seien durch die wirtschaftliche Krise aber so verunsichert, dass sie sich diese Frage momentan nicht stellten, schrieb die Neue Zürcher Zeitung am 8. Januar 2011. Aus Angst würde sich die Mehrheit der Bevölkerung aus dem öffentlichen Raum zurückzuziehen. So bleibt den Extremisten noch mehr Platz.

Im Würgegriff religiöser Fanatiker : Viele Pakistaner sympathisieren nicht mit den Islamisten, doch kaum jemand wagt noch offenen Widerstand (NZZ, 8. Januar 2011)

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